Klimadiskurs.NRW

Interview mit klimafit Kursleiterin Francis Hugenroth


am 16.05.23 von Leah Schäfer gepostet

Die klimafit Kursreihe besteht aus vier Präsenzabenden à 3 Stunden und zwei Kursabenden im Onlineformat à 1,5-2 Stunden. . An diesen stehen WissenschaftlerInnen und ExpertInnen aus der Praxis für Fragen zur Verfügung.

Die Kurse finden an Volkshochschulen in vielen verschiedenen Regionen statt. In NRW gibt es in diesem Jahr 19 Standorte. Die Idee hinter den lokalen Angeboten: Nicht nur Wissen über den Klimawandel global und deutschlandweit vermitteln, sondern auch über die konkreten Auswirkungen vor Ort in der eigenen Region.

Als Kursleiterin kümmert sich Francis Hugenroth um die Standorte Königswinter und Bad Honnef im Siebengebirge. Es ist ihr zweites Jahr als Kursleiterin und zum Zeitpunkt des Gesprächs Ende April ist sie mitten im Kursdurchlauf.

Frau Hugenroth, klimafit soll ein Angebot für sämtliche Altersgruppen sein. Sie leiten den Kurs schon zum zweiten Mal. Wer kommt da denn tatsächlich?

Die Kurse sind für alle interessant. Neben TeilnehmerInnen, die bereits in Rente oder im mittleren Alter sind, kommen auch junge Menschen, die etwas über den Klimawandel lernen möchten, um zu erkennen, was sie selbst bewegen können.

Stellten Sie bereits nach einem Kursabend Entwicklungen fest, wenn ja welche?

Am vierten Abend werden lokale Initiativen und Auswirkungen der Klimakrise vor Ort vorgestellt. Hierbei erkennen viele TeilnehmerInnen, wie nah wir den Klimafolgen doch schon sind. Im klimafit-Kurs im vergangenen Jahr erzählte ein Bio-Landwirt sehr anschaulich von dem Ernst seiner Lage im Sommer 2019. Damals musste er Milchkühe schlachten lassen. Wegen der anhaltenden Dürre litten viele Agrarbetriebe 2019. Die Wiesen waren so trocken, dass sie die Tiere nicht mehr ernähren konnten, daher die Schlachtungen. Das bedrohte auch finanziell die Existenz des Bauerns. Schlussendlich musste er neue Wiesen pachten, die sich zwar in einem feuchteren Gebiet befinden, jedoch eigentlich zu weit weg vom Hof liegen.

Diese Umstände bewegten die TeilnehmerInnen besonders. Unter ihnen waren zwei Mitglieder des Stadtrats, die nachfragten, wie sie die Landwirtschaft im Klimawandel kommunaler Ebene politisch unterstützen können.

klimafit will darüber hinaus auch Wissen über die eigene, individuelle Verantwortung vermitteln. Wie passiert das?

In den Kursen erfahren die Teilnehmenden auch, wie sie mit ihrem individuellen Verhalten und ökologischen Fußabdruck zum Klimawandel beitragen. Denn mehr Geld und Zeit verleiten zu einem höheren Emissionsaustoßes. In dem Zusammenhang wird auch auf Klimagerechtigkeit eingegangen. Denn wer verbraucht eigentlich am meisten, und wer leidet unter den Folgen? Gibt es eine Lösung für mehr Achtsamkeit statt Verboten?

Wir schauen auch auf Fakten und ordnen diese ein. Oft heißt es ja: Deutschland sei „nur“ für 2 % des CO2-Ausstoßes weltweit verantwortlich. In Deutschland lebt aber auch nur 1 % der Weltbevölkerung – sprich: Jeder Mensch verursacht hier doppelt so viel Emissionen wie der weltweite Durchschnitt.

Wie läuft die Arbeit mit den kommunalen Stellen ab?

An den ersten beiden Kursabenden stellen die jeweiligen KlimamanagerInnen das Klimaschutzkonzept ihrer Stadt und aktuelle Projekte vor. Das kommt bei den klimafit-TeilnehmerInnen sehr gut an.

Die VHS Siebengebirge ist dabei ein Sonderfall, denn hier sind die KlimamanagerInnen aus zwei Städten beteiligt: Königswinter und Bad Honnef. Sie stellen gemeinsam vor, welche Maßnahmen zum Klimaschutz in ihrer Kommune bereits ergriffen werden, was die weiteren Ziele sind und wie sich die BürgerInnen an der Umsetzung beteiligen können.

Vielen ist nicht bewusst, dass die KlimamanagerInnen bei der Stadt fest angestellt sind und sich ausschließlich mit Themen wie dem Aufstellen von Klimaschutzkonzepten  oder der Anpassung an den Klimawandel vor Ort befassen.

Haben Sie schon erlebt, dass die klimafit Kurse konkrete Auswirkungen auf z.B. politische Entscheidungen hatten?

Die Wirkung ist eher indirekt, beispielsweise dadurch, dass die Teilnehmenden selbst Mitglied des Stadtrats oder der Stadtverwaltung sind und ihr Wissen dort einbringen. Genauso wichtig ist es, dass auch Privatpersonen erkennen, dass sie mit anpacken können und sich aktiv oder politisch für den Klimaschutz einsetzen können. Sie wirken außerdem als MultiplikatorInnen, indem sie in der Familie, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz vom Kurs erzählen und Änderungen anstoßen.

Entstanden bereits Anschlussformate unter den Teilnehmenden?

Oft kam es vor, dass die klimafit-Kurse die TeilnehmerInnen motivierten, sich auch nach dem Kursende weiter zu engagieren. In Bad Honnef sind zum Beispiel einige in ehrenamtlichen Gruppen für den Klimaschutz aktiv, die vom Klimamanagement der Stadt ins Leben gerufen wurden. Das reicht von selbst organisiertem Carsharing über Energiethemen bis zur naturnahen Stadtbegrünung. Auch wenn man mit kleinen Dingen beginnt, bewegt man schon etwas und zusammen mit Gleichgesinnten macht es mehr Spaß.

Weitere Informationen, und wie die Kurse weiterentwickelt werden, um eine größere Reichweite zu generieren, erfahren Sie auf der Website klimafit-kurse.de.

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