Klimadiskurs.NRW

„Schub für den Klimaschutz – Heute die Retter von morgen retten“


Für Alexander Bonde ist die jetzige Unterstützung von innovativen KMU und grünen Start-Ups eine Zukunftsinvestition in die Entwicklung klimaverträglicher Wirtschaftsmodelle von morgen

Von Alexander Bonde

Nach der Corona-Krise ist vor der Klima-Krise. Denn auch, wenn Deutschland wegen des aktuellen Shutdowns unerwartet das Klimaschutzziel für 2020 voraussichtlich erreichen wird: Der Wirtschaftseinbruch ist kein nachhaltiger Klimaschutz, weder für den Planeten noch für die Menschen. Ein Wirtschaftseinbruch schafft keine nachhaltig klimafreundlichen Strukturen, sondern gefährdet tragfähige Lösungen und birgt Rebound-Gefahren, wenn nach Corona der rauchende Schlot zum Zeichen der Krisenbewältigung würde.

Es ist also richtig und wichtig, dass die Bundesregierung einen milliardenschweren Rettungsschirm aufgespannt hat, um die Folgen der Corona-Krise für Unternehmen abzufedern. Diese Rettungsschirme erfüllen auch eine wichtige Funktion in Bezug auf die Klima-Krise: Sie sichern uns wichtige Innovationstreiber für die Herausforderungen von morgen. Um der Klima-Krise zu begegnen, brauchen wir mehr Unternehmen, die ökologische, nachhaltige Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle entwickeln. Diese kommen in Deutschland besonders häufig aus dem Mittelstand, ebenso oft aber auch aus Neugründungen und Start-Ups.

Aktuellste Prognosen aber erwarten für die deutsche Wirtschaft ein Minus von sieben Prozent oder mehr in diesem Jahr, für mehr als zehn Millionen Menschen wurde bereits Kurzarbeit beantragt – beides sind historische Negativrekorde. Auch die 3,64 Millionen mittelständischen Unternehmen sind durch das Corona-Virus schwer infiziert: Im Durchschnitt ging den kleinen und mittleren Firmen etwa die Hälfte des üblicherweise im März zu erwartenden Umsatzes verloren. Insgesamt büßte der Mittelstand allein im März 2020 75 Milliarden Euro ein. Das entspricht 2 Prozent seiner Jahreserlöse. In dieser Situation sind Soforthilfen zwingend erforderlich, um kurzfristige Liquiditätslücken zu schließen und Betriebe und Belegschaften heute zu retten.

Die Zahlen zeigen es deutlich: Unsere Innovationsmotoren sind durch die ökonomische Folgen der Corona-Krise gefährdet. Damit stehen nicht „nur“ die heutige Wertschöpfung und Arbeitsplätze auf dem Spiel, sondern auch ganz wesentlich unsere künftige Lösungskompetenz in der Klima-Krise.

Retten wir darum heute die Retter von morgen. Dazu gehört, jetzt vor allem diejenigen innovationsorientierten kleinen und mittleren Unternehmen zu unterstützen, die uns helfen, unsere Wirtschaftsgrundlage der Zukunft zu sichern. Sie leisten einen Beitrag, ökonomische Wachstumsperspektiven mit einer Wirtschaftsweise zu verbinden, die unsere natürlichen Ressourcen schont, die Umwelt weniger belastet, regionale Wertschöpfungsketten stärkt, Ressourcen im Kreislauf führt und unsere Wirtschaft insgesamt widerstandsfähiger macht – insbesondere nach der Corona-Krise

Ein Beispiel für diese Art von Unternehmen sind Grüne Start-ups, junge hochinnovative und wachstumsorientierte Unternehmen: Bereits vor der aktuellen Krise haben sie im Vergleich zu nicht-grünen Jungunternehmen deutlich häufiger Probleme bei der Kapitalbeschaffung erfahren, wie der von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte „Green Start-up Monitor 2018“ zeigt. Die Zahlen bestätigen sich im „Green Start-up Monitor 2020“: Grüne Start-ups werden erkennbar weniger häufig durch Business Angels oder Venture Capital finanziert. Dabei tragen Green Start-ups mit ihren Produkten und Dienstleistungen zu einer international wettbewerbsfähigen, ökologisch und sozial verträglichen Wirtschaft bei. Mittlerweile sind sie ein zentraler Wirtschaftsfaktor. In den vergangenen zehn Jahren haben sie weit über eine Million neue Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen. Als Pioniere am Markt führen sie oftmals grundlegende Umweltinnovationen ein. Das macht sie zu Treibern des Wandels. Seit April 2019 hat die DBU im Rahmen des Green Start-up Programms mit Schwerpunkt Digitalisierung in bisher 18 innovationsorientierte grüne Jungunternehmen mehr als 2 Millionen Euro investiert.

Eine energieeffiziente und ressourcenleichte Digitalisierung ist ein wirkmächtiges Innovationswerkzeug zur Bewältigung der Corona, ebenso wie zur Bewältigung der Klima-Krise. Digitale Technologien halten uns in der Krise kommunikationsfähig und das digitalbasierte HomeOffice mit virtuellen Meetings wird auch nach der Krise bleiben. Umso mehr muss die Digitalisierung selbst nachhaltig gestaltet werde. Ihr Energie- und Ressourcenverbrauch muss klimafreundlich sein und ihre Vorzüge sollen für Energiewende, Kreislaufwirtschaft und CO2-neutrale Produktionsprozesse genutzt werden. Dazu brauchen wir innovative Umsetzer. Ob vor, während oder nach Corona: Mit unseren Förderangeboten stehen wir als Deutsche Bundesstiftung Umwelt bereit, um besonders innovative und modellhafte Vorhaben zur Entlastung der Umwelt anzugehen.

Je besser wir heute den innovativen Mittelstand und grüne Gründerinnen und Gründer als Innovationstreiber für Nachhaltigkeit durch die Krise bringen, desto widerstandsfähiger und zukunftsfähiger werden unsere Geschäftsmodelle und Lebensgrundlagen morgen sein. Nutzen wir den Neustart für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz in den Wiederaufbauprogrammen. Dann könnte die Bewältigung der Corona-Krise auch ein wichtiger Schub zur Bewältigung der Klima-Krise werden.