Klimadiskurs.NRW

„Es ist schön zu sehen wie kreativ die Händler sind und wie kollegial“


Dr. Peter Achten gibt einen Einblick in die von Unsicherheit geprägte Lage des Einzelhandels, freut sich aber auch über Einfallsreichtum und Solidarität vieler HändlerInnen

Von Dr. Peter Achten

Zu Beginn der Krise haben wir eine große Verunsicherung bei unseren Mitgliedern erlebt. Nach dem ersten Erlass, der Corona-Schutzverordnung durch die Landesregierung durften die Geschäfte geöffnet bleiben, das wurde knapp 5 Stunden später dann revidiert durch einen überarbeiteten Erlass. Das Telefon stand in dieser Zeit nicht still. Die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-Pandemie selbst stoßen bei vielen Einzelhändlern auf Verständnis. Gleichwohl vernichtet jeder Tag der Schließung zahlreiche Existenzen. Auch aus wirtschaftlich bislang erfolgreichen, gut aufgestellten Unternehmen wird uns berichtet, dass angesichts der anhaltenden Maßnahmen große Existenzängste vorherrschen.

Zum jetzigen Zeitpunkt geht es vor allem darum, das Wiederhochfahren der Betriebe zu organisieren. Die wieder mögliche Öffnung von Geschäften mit bis zu 800 qm Verkaufsfläche und die privilegierte Öffnungsmöglichkeit bestimmter Sortimente werden von den meisten nicht mit der Möglichkeit zur Öffnung versehenen Einzelhändler als schreiende Ungerechtigkeit und große Wettbewerbsverzerrung verstanden – zumal bereits intensive Vorbereitungen in Sachen Hygienemaßnahmen getroffen worden sind. Hier brauchen wir unbedingt die diskriminierungsfreie Öffnungsmöglichkeit für alle unter Wahrung der Hygienestandards! Angesichts der Tatsache, dass schon jetzt in 10 Bundesländern alle Einzelhandelsbetriebe öffnen dürfen bzw. eine kurzfristige Öffnung angekündigt worden ist, inzwischen sogar in Bayern, haben wir auch für NRW erneut eine unverzügliche Aufhebung der 800 qm-Beschränkung gefordert.

Und man muss sagen: Wir finden bei der Landesregierung jederzeit ein offenes Ohr – wenn wir uns auch nicht immer zu 100% mit unseren Vorstellungen durchsetzen können. Man muss wertschätzen, was der Bund und die Länder da geleistet haben! Noch nie wurde so schnell und einstimmig ein so großer Topf an finanziellen Hilfsmaßnahmen aufgelegt, die notwendige Infrastruktur zur Beantragung freigeschaltet und auch das Geld ausgezahlt!

Jetzt muss die Exit-Strategie fortgeschrieben werden und zwar in jeden Fall diskriminierungsfrei für alle Betriebsgrößen und Sortimente gleichermaßen. Wir hoffen, dass wir mit dem Ablaufen der aktuellen Schutzverordnung am 10. Mai, dann endlich die guten Nachrichten für alle erhalten.

Außerdem müssen bereits beschlossene Maßnahmen zur Liquiditätsstärkung mindestens bis zum Jahresende aufrechterhalten werden. Wir werden unbedingt echte Zuschüsse brauchen, auch eine steuerliche Absetzbarkeit von Tilgungszahlungen der Corona-Kredite würde helfen. Für die zahlreichen weggefallenen Verkaufstage wäre eine befristete Aufhebung des Ladenschlusses an Sonntagen hilfreich. Denn je nachdem wie lange die Maßnahmen noch andauern und in welcher Form auch der Exit läuft werden nicht alle vom Shutdown betroffenen Unternehmen überleben, da dürfen wir uns nichts vormachen. Wir stehen in einem ständigen Dialog mit der Regierung und den zuständigen Behörden und weisen eindringlich darauf hin, wir wollen die beste Lösung finden, um möglichst vielen Händlern gut aus der Krise zu helfen.
Dafür nötig ist auch eine Stärkung der Massenkaufkraft. Verbraucher und Unternehmen brauchen ein starkes positives Signal. Hierzu schlagen wir die Ausgabe von Coronaschecks in Höhe von 500 Euro an jeden Einwohner vor. Dies hätte den Vorteil, dass durch den auf diesem Wege angekurbelten Konsum alle Branchen profitieren könnten.

Apropos „gut aus der Krise helfen“: An dieser Stelle möchte ich kurz auf die positiven Aspekte eingehen – und die gibt es! In kürzester Zeit haben sich zahlreiche Initiativen gebildet, um den eigenen Betrieb am Laufen zu halten, aber auch um sich gegenseitig zu unterstützen. Es ist schön zu sehen wie kreativ die Händler sind und wie kollegial. Vielfach haben die Händler es selbst in ihre Hände genommen und über Social Media und sonstige Plattformen Präsenz gezeigt, gezeigt dass sie weiterhin für ihre Kunden da sind. Häufig haben sich die Werbe- und Interessensgemeinschaften um Lösungen bemüht, manchmal sogar die Städte selbst! Dabei sind tolle virtuelle Einkaufsstraßen, Schaufenster und mehr entstanden. Unsere Digitalcoaches haben auf Ihrer Homepage diese Initiativen zusammengetragen, ein Blick darauf lohnt sich!
Überhaupt scheint die Digitalisierung gerade im Handel noch einmal einen riesen Sprung gemacht zu haben. Das betrifft ja nicht nur den Handel, sondern fast alle Wirtschaftszweige und auch das Privatleben! Allein die Nutzung von kontaktlosem Zahlen als ein Beispiel ist enorm gewachsen. Viele Händler, die sich bisher noch gar nicht mit dem Thema Digitalisierung auseinandergesetzt haben, tun dies jetzt. Sei es ein eigener Onlineshop, die Pflege des Google-Eintrags, oder Social Media. Die Nachfrage bei den Digitalcoaches war schon immer da und hält nun auch weiter stark an. Auch die Webinar-Angebote werden gut genutzt. Händler die vorher schon gut aufgestellt waren, konnten natürlich profitieren, das bleibt nicht ungesehen.

Auch wir selbst haben uns neu aufgestellt. Die ersten Tage war es auch bei uns stellenweise hektisch. Wir haben versucht alle Informationen, die uns erreichten so schnell und übersichtlich wie möglich direkt an unsere Mitglieder weiterzuleiten. Fast jeden Tag gingen teilweise mehrere Sondernewsletter raus. Natürlich haben wir auch eine Sonderseite zum Coronavirus auf unserer Homepage eingerichtet. Hier bündeln wir alle Informationen. Gerade die Kolleginnen und Kollegen in der Rechtsberatung waren natürlich gefragt. Hier haben wir schnell eine Onlinesprechstunde mit einem unserer Rechtsanwälte auf die Beine gestellt. Die Nachfrage war enorm. Nach und nach kamen dann noch mehr Webinar-Angebote dazu, inzwischen ist unser gesamtes Veranstaltungsprogramm für dieses Jahr auf Online-Seminare sprich Webinare umgestellt.

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