Klimadiskurs.NRW

Kirche und Klimaschutz: Neue Schritte in der Ev. Kirche von Westfalen


Um der eigenen Zielsetzung Klimaneutralität bis 2040 gerecht zu werden, wurden durch das höchste Entscheidungsgremium der Ev. Kirche von Westfalen (EKvW) weitreichende Klimaschutzbeschlüsse gefasst.

von Simone Hüttenberend (Klimaschutzmanagerin, Institut für Kirche und Gesellschaft der Ev. Kirche von Westfalen)

Die Kirchen sind in Deutschland wichtige Arbeitgeberinnen, sie betreiben neben Kirchen u.a. Gemeindehäuser, Kindertagesstätten, Schulen und Bildungsstätten, sie besitzen Friedhöfe, Forst- und Landwirtschaftsflächen und haben ein großes Beschaffungsvolumen. Es sind die kirchlichen Gebäude, die den Löwenanteil am kirchlichen Treibhausgas-Fußabdruck ausmachen: Über durchschnittlich zwölf Immobilien verfügt jede der 454 westfälischen Kirchengemeinden – insgesamt mehr als 5.000 Gebäude. Daher bilden sie den Kernpunkt der landeskirchlichen Klimaschutzstrategie.

Die Landessynode der EKvW hat im Juni nun weitere wichtige Schritte zur Umsetzung ihrer Klimaschutzstrategie unternommen. Die synodalen Beschlüsse legen fest, dass die EKvW ihre Gebäudestruktur systematisch umbauen und energetisch sanieren und dabei ihren Gebäudebestand in den kommenden Jahren anpassen wird. Um diesen tiefgreifenden Prozess zu ermöglichen, wird eine Klimapauschale in Form einer Zweckbindung von vier Prozent der Kirchensteuerzuweisungen an die Landeskirche und die Kirchenkreise eingeführt. Bezogen auf das Jahr 2021 wären das ca. 14 Mio. Euro. Auch die personelle Erweiterung des landeskirchlichen Klimabüros sowie ein Sofortprogramm zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und Energiekosten wurde mit Blick auf die akute Energiekrise auf den Weg gebracht.

Änderungen mit Sofortwirkung und Anpassungen auf lange Sicht

Der Umbau der Gebäudestruktur, der die Klimastrategie der Landeskirche prägt, wird die kirchliche Arbeit und das gemeinsame Miteinander mittelfristig und vor allem langfristig stark prägen. Der zweite Klimaschutzbeschluss, den die Synodalen auf den Weg gebracht haben, soll hingegen schon jetzt, möglichst vor der kommenden Heizperiode, erste Wirkung entfalten. Um Verbräuche zu reduzieren, müssen die Verantwortlichen zunächst wissen, wo die Verbräuche besonders hoch sind. Aus diesem Grund hat die Synode beschlossen, verbindlich und flächendeckend die Energieverbräuche sämtlicher Gebäude innerhalb der EKvW zu erfassen. Zudem wurde ein Planungsstopp für Heizungsanlagen mit fossilen Brennstoffen auf den Weg gebracht. Auch eine landeskirchliche Anreizfinanzierung für Sofortmaßnahmen wurde beschlossen und soll zeitnah umgesetzt werden. Das „Kehren vor der eigenen Tür“ ist ein starkes Signal für die politische Glaubwürdigkeit von Kirche und in seiner Bedeutsamkeit kaum zu unterschätzen. Ein vielleicht noch größerer Hebel als der eigene Fußabdruck ist nämlich die Verankerung von Kirche im gesellschaftlichen Leben und ihre Stimme im politischen Diskurs. Außerdem vermag Kirche unterschiedliche Milieus und verschiedenste Zielgruppen von den Kita-Eltern bis zur Frauengruppe anzusprechen. Sie kann ein Erfahrungsraum für Klimaschutz und klimaschonenden Lebensstil sein.

Kirche wirkt nach innen und blickt zugleich in die Welt

Die Kirche trägt zudem immer wieder den Aspekt weltweiter Gerechtigkeit in die klimapolitische Debatte hinein. Die Folgen des Klimawandels treffen die Menschen am meisten, die am wenigsten zu ihm beigetragen haben. Und auch die Rohstoffe für die Energiewende, wie z. B. das Kobalt für das E-Auto aus der DR Kongo oder der importierte grüne Wasserstoff, müssen sozial gerecht gewonnen werden. Kirchen können in ihren ökumenischen Partnerschaften gemeinsame Projekte für den Klimaschutz, aber auch Klimaanpassung anstoßen und umsetzen und somit exemplarisch zeigen, wie Klimaschutz weltweit gelingen kann. Jede eingesparte Tonne CO2 ist ein Gewinn für den Klimaschutz, jede öffentlichkeitswirksame Aktion kann unsere gemeinsame Diskussion weiter nach vorne bringen. Es gibt in unserer Kirche viele gute Beispiele für gelungenen Klimaschutz im Kleinen und im Großen. Dabei muss Klimaschutz immer im Gesamtzusammenhang der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit, aber auch der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit gedacht werden.


Weitere Informationen unter www.kircheundklima.de

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