Klimadiskurs.NRW

Der Masterplan Mobilität Münster 2035+


Zukunftsgerechte Mobilitätsplanung ist eine große Herausforderung. Um die Planungen zielgerichtet steuern zu können, arbeiten viele Kommunen an entsprechenden Konzepten. Die Stadt Münster entwickelt hierfür aktuell mit dem Masterplan Mobilität Münster 2035+ einen Ansatz zur Gestaltung einer klimagerechten Mobilität der Zukunft. 

von Lars Kraehnke und Andreas Bentler

Die Fahrradstadt Münster steht für Wissenschaft und Lebensart, für Einkaufserlebnisse am Prinzipalmarkt, für wirtschaftliche Prosperität in Handel und Gewerbe und für eine Vielzahl von Bildungs- und Kultureinrichtungen. Die Stadt ist bekannt für die Altstadt, den Hafen und die vielen attraktiven Wohngebiete. Doch alle diese Angebote müssen auch erreicht werden. Daher steht Münster seit vielen Jahren auch für umweltverträgliche Mobilitätsangebote in den verschiedenen Formen, allen voran natürlich das Stadtbild prägende Fahrrad. Gleichzeitig müssen wir feststellen, dass die aktuell bestehenden Verkehrsinfrastrukturen in einer stark wachsenden Stadt wie Münster, noch dazu Oberzentrum für eine Region mit rund 1,6 Mio. Einwohnern, an ihre Grenzen stoßen. Mit dem Masterplan Mobilität Münster 2035+ hat sich die Stadt Münster daher auf den Weg gemacht, die klimagerechte Mobilität der Zukunft auf kommunaler Ebene zu gestalten.

Klimaneutralität als übergeordnete Zielsetzung

„Gemeinsam machen wir das Münsteraner Mobilitätsgeschehen nachhaltig fit für die Zukunft!“. So könnte man das Ziel des Masterplanprozesses in wenigen Worten zusammenfassen. Dahinter verbirgt sich die übergeordnete Zielsetzung, mittelfristig eine vollständige Klimaneutralität im Bereich der Mobilität zu erreichen. Gleichzeitig dürfen die daneben weiterhin bestehenden Ziele, wie Erreichbarkeit, Verkehrssicherheit oder die Verbesserung von Teilhabechancen, nicht in den Hintergrund gedrängt werden. Im Ergebnis bedarf es daher einer ganzen Reihe an Mobilitätsmaßnahmen sowie deren Abstimmung in einem integrierten, netzbezogenen „Fahrplan“ zur kurz-, mittel- und langfristigen Umsetzung.

Münster startet von einer guten Ausgangsposition

Münster startet bei klimafreundlicher Mobilität nicht bei „Null“. Bereits jetzt legen Münsteranerinnen und Münsteraner rund zwei Drittel ihrer Wege mit Verkehrsmitteln des Umweltverbundes zurück, davon alleine 43 % mit dem Fahrrad. Damit nimmt Münster im bundesweiten Städtevergleich eine Vorreiterrolle ein. Das bestätigt auch der erste Zwischenbericht zum Masterplan Mobilität Münster 2035+, der Münster eine gute Ausgangsbasis für die nun anstehenden Transformationen bescheinigt. Zudem sind wichtige Projekte für eine weitere Verbesserung des Modal Split schon angestoßen: Die teilweise bereits im Bau befindlichen komfortabel gestalteten 14 Velorouten sorgen dafür, dass Münster zukünftig aus den Außenstadtteilen und Umlandkommunen noch besser mit dem Fahrrad erreicht werden kann. Über ein Fahrradnetz 2.0 sollen die Wegebeziehungen innerhalb des Stadtgebietes optimiert werden. Und an Mobilstationen, die aktuell zu einem stadtweiten Netz ausgebaut werden, bestehen zukünftig attraktive und schnelle Umsteigemöglichkeiten zwischen den Angeboten des Umweltverbundes. Darüber hinaus soll durch die nun im Masterplanprozess zu entwickelnden Szenarien der planerische Grundstein für einen ambitionierten aber dennoch realisierbaren Ausbau klimagerechter Mobilitätsangebote gelegt werden.

Gemeinsam mit der Stadtgesellschaft

Die vielfältigen Aufgaben können nur im Einklang mit der Stadtgesellschaft entwickelt werden. Hier werden Bedarfe und Wünsche geäußert. Durch gute Ortskenntnis gibt es gerade aus den Nachbarschaften gute Ideen. Daher ist Beteiligung ein wesentlicher Bestandteil bei der Entwicklung des Masterplans. Zeitgemäße Formate wie Reallabore und Dialogverfahren finden dabei ebenso Anwendung wie digitale Angebote unter www.mobil-in-muenster.de, der Internetseite zum Masterplanprozess. Unter dem Titel „moVe“, ein Akronym für „Münsters mobile Vielfalt erleben“ werden hier Informationen gebündelt aufbereitet.

Endogene und exogene Rahmenbedingungen als Herausforderung

Eine wesentliche Herausforderung besteht in der Abschätzung endogener und exogener Rahmenbedingungen. So haben zum Beispiel die Einwohner- und Arbeitsplatzentwicklung einen erheblichen Einfluss auf Mobilitätsangebote und deren Dimensionierung. Darüber hinaus bestimmen exogene, von der Stadt Münster nicht zu beeinflussende Faktoren, wie beispielsweise die Technologieentwicklung oder die Gesetzgebung des Bundes, mit welchen Maßnahmen überhaupt geplant werden kann. Diese Einflussfaktoren müssen möglichst präzise abgeschätzt werden, um die Mobilitätsinfrastruktur von morgen zukunftssicher zu planen. Das ist eine Herausforderung, die naturgemäß hohen Unsicherheiten unterliegt.

Fazit

In der zweiten Hälfte des kommenden Jahres soll der Masterplan Mobilität Münster 2035+ der Politik vorgestellt werden. Münster hat dann ein Konzept, dass die Richtung für die Mobilitätsentwicklung der Zukunft vorgibt. Dort werden auch konkrete Projekte benannt, die auf eine klimagerechte Transformation des Mobilitätsgeschehens einzahlen. Die Qualität des Masterplans muss sich in der Folge an seiner praktischen Umsetzung messen lassen.