Klimadiskurs.NRW

Was Bildung für nachhaltige Entwicklung in unserer Gesellschaft leistet


Wie können wir unser heutiges Leben so gestalten, dass auch zukünftige Generationen in einer lebenswerten Umgebung aufwachsen? Und wie können wir leben, damit es nicht auf Kosten von Menschen in anderen Regionen der Welt sowie unserer Natur und Umwelt geht? Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) bietet Strategien zur Beantwortung dieser Fragen.

von Gisela Lamkowsky

Gerade in der aktuellen Situation werden existenzielle Fragen immer drängender. Als Folge des Klimawandels steigt zukünftig die Wahrscheinlichkeit für Hochwasser sowie durch Starkniederschläge ausgelöste Sturzfluten und Überschwemmungen wie wir es jüngst in der Eifel und im Ahrtal erleben konnten. Eine weitere Entwicklung: Die Temperaturen steigen. Der Juli ist weltweit gewöhnlich der wärmste Monat des Jahres. Doch so warm wie in diesem Jahr war er seit 1880 noch nie. Die Durchschnittstemperatur über Land- und Ozeanflächen habe um 0,93 Grad über dem Durchschnittswert des 20. Jahrhunderts von 15,8 Grad gelegen, teilte die US-Klimabehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) mit.

Diese beiden aktuellen Beispiele zeigen, dass eine Transformation unserer Gesellschaft notwendig ist. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) erfährt dabei eine immer größere Bedeutung. Zurecht: BNE befähigt Menschen, die Auswirkungen ihres eigenen Handelns zu verstehen und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Dabei ist BNE kein neuer oder zusätzlicher Lernstoff, sondern vielmehr eine Möglichkeit Lernende zu motivieren, neue Perspektiven einzunehmen, Zusammenhänge zu erkennen und sich Erkenntnisse selbstständig zu erarbeiten.

BNE ist ein wichtiger Baustein der UN-Nachhaltigkeitsziele

Die weltweit hohe Bedeutung von Bildung zeigt sich auch dadurch, dass von den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen (sustainable development goals = SDGs) bereits das 4. Ziel „Hochwertige Bildung“ ist. Darunter wird verstanden, dass eine inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleistet und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle gefördert werden soll. Gespiegelt wird dieses Ziel im UNESCO-Programm „Education for Sustainable Development: Towards achieving the SDGs“ – kurz „BNE 2030“, dem globalen Rahmenprogramm für die Umsetzung von BNE für den Zeitraum von 2020 bis 2030. In dieser Dekade des Handelns möchte die UNESCO mit dem Programm dazu beitragen die Agenda 2030 mit ihren 17 globalen Nachhaltigkeitszielen zu erreichen und so eine gerechtere und nachhaltigere Welt zu schaffen. Die SDGs berücksichtigen erstmals alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Soziales, Ökologie, Ökonomie – gleichermaßen.

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN, Quelle: https://17Ziele.de/downloads.html

In NRW organisiert die BNE-Agentur Netzwerke, Qualitätsentwicklung, Schulen und Wissenstransfer

Schon sehr frühzeitig legte Nordrhein-Westfalen den Fokus in der im Januar 2016 verabschiedeten BNE-Landesstrategie auf strukturbildende Maßnahmen. Zur Unterstützung und Umsetzung dieses Prozesses richtete die Landesregierung die BNE-Agentur NRW als Fach- und Koordinierungsstelle für BNE in der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA) ein. Untermauert wird die Arbeit der BNE-Agentur auch durch die im September 2020 verabschiedete weiterentwickelte Nachhaltigkeitsstrategie „die globalen Nachhaltigkeitsziele konsequent umsetzen“ des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die BNE-Agentur verfolgt in ihrer Arbeit mehrere strukturbildende Schwerpunkte wie dem Aufbau eines landesweiten BNE-Netzwerkes von außerschulischen Bildungseinrichtungen, die in der natur- und umweltschutzbezogenen Bildung tätig sind oder der Qualitätsentwicklung in der außerschulischen Bildung. Die Vernetzung der Akteurinnen und Akteure in einer Region und deren Zusammenwirken auf dem Gebiet der BNE soll verstärkt und vorangebracht werden. Mit der seit 2019 vorliegenden „Leitlinie BNE“ des Schulministerium sollen Schulen angeregt und unterstützt werden, anhand geeigneter Themen und  Fragestellungen das Wissen zu vermitteln und die Fähigkeiten zu fördern, um in einer komplexen globalen Welt zukunftsfähige Lösungen zu finden. Die Beschäftigung mit Fragen einer nachhaltigen Entwicklung – dazu bietet die vorliegende Leitlinie BNE eine Grundlage – ist eine große Chance vor allem für das unterrichtliche Lernen. Die BNE-Agentur koordiniert für Schulen das Landesprogramm Schule der Zukunft. In dem letzten Auszeichnungszeitraum 2016-2020 nahmen über 600 Schulen daran teil.

Außerschulische Bildung spielt für BNE eine wichtige Rolle

Das Feld der außerschulischen Bildung umfasst alle Bildungsangebote außerhalb der formalen Elementar-, Schul-, Hochschul- und Berufsbildung und ist von einer lebhaften Vielfalt an Akteurinnen und Akteuren, Lernorten und Methoden gekennzeichnet. Kein anderer Bildungsbereich spricht gleichermaßen Menschen jeden Alters an. Viele außerschulische Bildungseinrichtungen setzen sich bereits seit Längerem mit Bildung für nachhaltige Entwicklung auseinander. Außerschulische Umweltbildung macht einen bedeutenden Teil der vielfältigen und dynamischen Bildungslandschaft in NRW aus, z.B. wurden in den von der BNE-Agentur koordinierten geförderten BNE-Regionalzentren in dem Zeitraum von November 2016 bis März 2021 insgesamt 1468 Veranstaltungen mit Klimabezug und 32.432 Teilnehmenden durchgeführt.

Gisela Lamkowsky ist Fachgebietsleiterin der BNE-Agentur

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