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Zeitenwende: Mit Erneuerbaren Energien aus der Energiekrise!


am 07.11.22 von Christian Mildenberger gepostet

Wir haben derzeit eine handfeste Energiekrise in Deutschland. Ob es diesen oder nächsten Winter zu einer Gasmangellage kommt oder nicht, ist heute noch nicht abzusehen. Doch selbst wenn sich dieses Szenario abwenden ließe, steckt der deutsche Mittelstand und hier vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in einer echten Energiekrise. Der im Sommer explodierende Gaspreis hat sich längst auf die Strompreise niedergeschlagen. Dies beeinträchtigt nicht nur die internationale Wettbewerbsfähigkeit, sondern heizt auch die Inflation weiter an. Wir müssen dringend gegensteuern. Hier hilft vor allem eine Investitionsoffensive in Erneuerbaren Energien!



Gewerbebetrieb mit 200.000 kWh Jahresverbrauch, PV-Anlage deckt mehr als 50% des Jahresverbrauchs ab. © Vistacon Energietechnik

Steigende Energiekosten? Photovoltaik bleibt über Jahrzehnte preiskonstant

Während sich die Energiekosten in kurzer Zeit teilweise vervielfacht haben (BDEW-Industrie-Strompreisanalyse Juli 2022: 40 ct/kWh), bleiben die Kosten beispielsweise der Photovoltaik über Jahrzehnte hinweg nahezu konstant und stets gut prognostizierbar. Die Kosten, um mit einer üblichen Aufdachanlage auf einem Gewerbedach Strom zu erzeugen (Stromgestehungskosten), belaufen sich, bezogen auf einen Betrachtungshorizont von 20 Jahren und je nach Größe der Anlage, auf 5 bis 10 ct/kWh. Darin sind die erfahrungsgemäß anfallenden Ausgaben für Betrieb, Wartung und Instandhaltung sowie mögliche Kostensteigerungen bereits enthalten. Je mehr Strom also auf dem eigenen Gewerbedach produziert und vor Ort verbraucht werden kann, desto geringer ist das Risiko von steigenden Energiepreisen überrascht zu werden. Auch wenn es derzeit Materiallieferengpässe gibt und der Fachkräftemangel spürbar ist, ist das für viele Mittelständler der einzig sinnvolle Weg aus der Energiekostenfalle.

Für viele Betriebe ist die Photovoltaik das Mittel der Wahl, da sich die Anlagen leicht auf dem eigenen Dach installieren lassen. Allerdings benötigt es häufig mehrere Energieerzeugungsformen, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Das Interesse an einer Direktbelieferung von naheliegenden Windenergieanlagen hat in den letzten Wochen spürbar zugenommen. Auch sind die heutigen Anlagengrößen für fast alle Gegenden in Deutschland geeignet. Hier sind Strombelieferungskosten von 8-10 ct/kWh durchaus möglich. Sowohl Unternehmen als auch Windbetreiber müssen hier neue Wege gehen und über Direktbelieferungsverträge, sogenannte PPAs, Energielieferungen organisieren, bei denen die Wertschöpfung dann eben in der Region bleibt und die Unternehmen von wettbewerbsfähigen Strompreisen profitieren.

Die Kombination machts: Wind und Sonne, Speicher und Blockheizkraft

Kombiniert werden können die beiden Hauptenergieformen Wind und Sonne mit einem Speicher, einem hocheffizienten Blockheizkraftwerk (BHKW) auf Biogas- oder Wasserstoffbasis und/oder einer Wärmepumpe. Auch die Mobilität kann so auf günstige Elektromobilität umgestellt werden. Die Zeiten, in denen Unternehmen von außen mit günstiger Energie „versorgt“ wurden, sind jedenfalls vorbei. Es gilt die Energieversorgung in die eigene Hand zu nehmen und zu verstehen, dass die nachhaltige und kostengünstige Energieerzeugung für das eigene Unternehmen bzw. Geschäftsmodell überlebensnotwenig ist.

Auch Fachkräfte stellen immer häufiger Fragen zu Nachhaltigkeit und klimaverträglicher Produktion. Ein Beispiel möchte ich an dieser Stelle gerne beschreiben. Ein Bäcker hat sich gefragt, wie Auszubildende nachts zum Betrieb kommen sollen, in einer eher ländlich geprägten Gegend. Er hat den Auszubildenden E-Roller zur Verfügung gestellt, die dann tagsüber im Betrieb kostenlos geladen werden konnten. So hat er nicht nur verlässliche Energiekosten für den Betrieb, sondern auch einen Vorteil gegenüber anderen Mitbewerbern im Kampf um zukünftige Fachkräfte.

Mit Investitionen aus der Krise

Ich will an dieser Stelle nicht verhehlen, dass es sich nun leichter anhört als es in der Praxis ist. Vielfach hemmen veraltete bürokratische Hürden die pragmatische und schnelle Installation von Erzeugungsanlagen und langwierige Genehmigungsverfahren können einem den letzten Nerv rauben. Aber wie heißt es doch so schön, wo ein Wille, da ist auch ein Weg. Wir müssen uns gemeinsam aus der Krise herausinvestieren. Nur der schnelle Umstieg auf eine erneuerbare Stromversorgung wird dem Mittelstand und vor allem den KMU ermöglichen, auch in Zukunft das Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft zu sein.

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