Klimadiskurs.NRW

5 Fragen an: Udo Sieverding


Udo Sieverding ist Mitglied der Geschäftsleitung und Bereichsleiter Energie bei der Verbraucherzentrale NRW. Als solcher ist er auch für das Energieberaterprogramm der Verbraucherzentrale zuständig. Mit den EnergieberaterInnen werden VerbraucherInnen vor Ort unterstützt. Sie unterstützen auch die Arbeit des #klimafit-Hubs in NRW als PartnerInnen für die Kursgestaltung und -durchführung in den Kommunen.


1. Seit 1978 bieten die Verbraucherzentralen ihre Energieberatung an, worum geht es dabei und was wurde in diesen über 40 Jahren bewirkt?

„Es geht darum, jedem Haushalt die besten Chancen zu zeigen, zu Hause Energie einzusparen oder sogar zu erzeugen. Das reicht von kleinen Kniffen wie der berühmten abschaltbaren Steckerleiste über den Rauswurf der alten Ölheizung bis zur eigenen Solarkraft – vom Dach des Eigenheims oder vom Balkon der Mietwohnung. Die Botschaft ist einfach: Jede und jeder kann durch den eigenen Umgang mit Energie ganz konkret etwas für Klima und Konto tun. Dass sich dieses Bewusstsein in den vergangenen 40 Jahren verbreitet hat, ist natürlich kein alleiniges Verdienst der Energieberatung. Aber sie hat ihren Beitrag dazu geleistet und auch messbare Effekte erzeugt: Die Beratenen – landesweit zuletzt mehr als 20.000 pro Jahr – haben nachweislich mehr energetische Maßnahmen umgesetzt, als sie ohne die Beratung in Angriff genommen hätten.“

2. Gab es einen Coronaeffekt auf die Energieberatung? Manche Stimmen befürchteten, dass das Interesse an Nachhaltigkeit krisenbedingt sinkt, andere sagten voraus, dass das Homeoffice die Beschäftigung mit den eigenen vier Wänden stärkt. Wie ist eure Erfahrung?

„Es gab natürlich insofern einen Coronaeffekt, als wir unsere persönliche Beratung im Lockdown erst einmal komplett eingestellt haben. Was uns in dieser Situation aber zugutekam und schnell offenbarte, dass das Thema trotz der Krise weiterhin Konjunktur hat, war unsere Videoberatung. In diesem Online-Angebot konnten wir kurzfristig unsere Kapazitäten hochfahren, was angesichts der anhaltenden Nachfrage auch nötig war. Auch heute, da die persönliche Beratung unter Einhaltung der Infektionsschutzregeln wieder läuft, spüren wir weiterhin eine recht hohe Nachfrage – trotz Ausfalls einiger öffentlichkeitswirksamer Maßnahmen. Die Menschen kümmern sich also durchaus um ihre eigenen vier Wände und ihre persönliche Energiewende.“

3. Ihr arbeitet also direkt vor Ort daran die Energiewende auch umzusetzen. Wie arbeitet ihr dabei mit anderen Stakeholdern und Initiativen zusammen?

„Ein wichtiger Anker unserer Arbeit vor Ort sind immer die Kommunen. Sie kofinanzieren Teile unserer Angebote und sind wichtige Multiplikatoren und Aggregatoren für Klimaschutzthemen insgesamt. Darüber hinaus sind aber auch andere Akteure wie Mietervereine, Eigentümerverbände, die Polizei oder manchmal auch Handwerksinnungen starke Partner. Das kommt immer auf das Thema und die Botschaft an. Wir gehen auch in größere Betriebe, um dort zum Beispiel in der Mittagszeit die Belegschaft zu erreichen. Grundsätzlich sind wir offen für viele Kooperationen – eiserne Maßgabe bleibt dabei allerdings immer unsere Anbieterunabhängigkeit.“

4. Seit kurzem arbeitet ihr mit KlimaDiskurs.NRW an der Umsetzung des Projekts #klimafit hier in NRW. Welche Rolle spielt ihr dabei?

„In vielen Städten NRWs arbeiten unsere Energieberaterinnen und Energieberater ohnehin eng mit der Volkshochschule zusammen. Da lag die Kooperation im Rahmen eines thematisch so gut passenden Programms wie #klimafit natürlich auf der Hand. Unsere Fachleute steuern Informationen und Beratung bei, teils schlüpfen sie auch in die Rolle der örtlichen Koordinatoren für die einzelnen #klimafit-Sessions. Messe- und Aktionsstände, Kampagnen und Vorträge gehören in ganz NRW ohnehin zu unserem ständigen Portfolio.“

5. Was hat euch motiviert bei #klimafit mitzuarbeiten und wie passt das in eure anderen Aktivitäten?

„#klimafit ist spannend, weil es das Engagement einzelner nutzt, um viele weitere zu bewegen. Das Programm spannt einen großen Bogen von Grundlagen der Klimawissenschaft bis zu konkreten CO2-Einsparmöglichkeiten im Haushalt. In diesem Ansatz sehen wir eine große Chance, weil wir in unserer täglichen Arbeit spüren, dass sich viele Menschen gerne noch mehr engagieren würden. Letzten Endes vergrößert #klimafit also den Kreis derer, die mit uns an einen Strang ziehen: Wir bekommen neue Partnerinnen und Partner im Kampf gegen den Klimawandel. Etwas Besseres könnte uns und der Energiewende doch kaum passieren.“

Herzlichen Dank für das Gespräch!