Klimadiskurs.NRW

5 Fragen an … Nina Frense


Nina Frense ist seit 2017 Beigeordnete beim Regionalverband Ruhr. Sie verantwortet dort den Bereich Umwelt und Grüne Infrastruktur.

KlimaDiskurs.NRW: Frau Frense, Sie wollen das Ruhrgebiet bis zur IGA 2027 zur grünsten Metropole der Welt machen. Woran wird sich das im Alltag der Menschen zeigen?

Die IGA 2027 bildet den Abschluss und Höhepunkt der Grünen Dekade, die in 2017 mit Essen als der Grünen Hauptstadt Europas begann. Damit leistet die IGA 2027 einen ganz wesentlichen Beitrag auf unserem Weg, grünste Industrieregion der Welt zu werden. Sie stellt aber bei weitem nicht den Abschluss der grünen Transformation des Ruhrgebiets dar.

Mit jedem Projekt und jedem Schritt in Richtung der Metropole Ruhr zur grünsten Industrieregion erhalten die Menschen unserer Region ein Stück mehr Lebensqualität. Diese mag sich äußern in Form von ansprechendem, städtischen Grün in unmittelbarer Nähe zum Wohnort, durch kühlere, weil begrünte Innenstädte und Wohngebäude, durch mehr regional produzierte Lebensmittel, durch mehr Artenreichtum und weniger Schäden durch Extremwetterereignisse wie Starkregen.

Fünf Jahre sind ziemlich wenig Zeit für diese Transformation, an der viele Akteure zusammenwirken müssen – allein die 53 Kommunen und 4 Kreise der Region. Wie bringen Sie die an einen Tisch und vereinen die vielfältigen Interessen?

Da haben Sie Recht, ein solcher Transformationsprozess kann nur gelingen, wenn alle mitmachen. Deshalb steuern wir als RVR den Prozess dieser Transformation, indem wir beispielsweise zum Austausch und zur Vernetzung einladen, die Vielfältigkeit des Themas verständlich und praktisch begreifbar für die diversen AkteurInnen und auch die BürgerInnen machen.

In besonders engem Austausch steht der RVR dabei mit seinen Mitgliedskommunen, mit denen wir gemeinsam Projekte umsetzen und den weiteren Weg vorwegdenken. Unter dem Schlagwort der „Grünen Infrastruktur“ setzen wir ganz gezielt auf unterschiedlichste Arten der Beteiligung und des Diskurses. Gerade im Februar haben wir zum Beispiel den „Netzwerktag Grüne Infrastruktur 2022“ abgehalten, auf dem wir die AkteurInnen der Region, aus Verbänden und Vereinen, den Kommunen, dem Land, der Wirtschaft, Wissenschaft und vielen mehr, zum fachlichen Austausch und eben zum Netzwerken eingeladen haben. Und die Politik spielt natürlich eine große Rolle. Über das Ruhrparlament werden wir noch in diesem Jahr die sogenannte „Green Charta“ verabschieden, die als gemeinsame Vereinbarung einen Ausblick gibt, wie wir in der Metropole Ruhr die grüne Transformation ausgestalten wollen und welches die wichtigsten Ziele dabei sind. Mitzeichner*innen sind übrigens herzlich willkommen.

Mal ganz praktisch gedacht: In welchen Phasen findet die Arbeit an der nachhaltigen Gestaltung der Metropole Ruhr statt?

Darauf kann es nur eine Antwort geben: immer. Nichts, was wir im Zuge der grünen Transformation unternehmen, dient nicht immer auch der nachhaltigen Gestaltung der Region.

Dass dabei unterschiedliche AkteurInnen und Stakeholder eingebunden sind, ist ganz klar. Wir sind ein Regionalverband, der gemeinsam mit und für seine Kommunen die Region gestaltet. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Einbindungsmöglichkeiten, die von formellen Verfahren über informelle Strategien und Konzepte bis hin zur Umsetzung von einzelnen kleinen und großen Projekten reichen. Diese sind auf jeden Fall nicht als Gegensätze zu verstehen, sondern Teil eines großen Ganzen – eines regionalen Entwicklungsprozesses.

Wo ergeben sich in diesem Prozess weitere Potenziale mit Blick auf den Klimawandel und die damit einhergehenden Folgen vor Ort?

Alles „Grün“ trägt sowohl im Einzelnen als auch in Summe dazu bei, unsere Region zukunftsfähig und lebenswert zu machen. Diese Aussage ist für die diversen Herausforderungen, denen wir im 21. Jahrhundert gegenüberstehen, gültig, insbesondere aber für den Klimawandel.

Mit der Entwicklung der Grünen Infrastruktur tragen wir dazu bei, den Klimawandel abzuschwächen, unter anderem dadurch, dass Bäume und andere Grünelemente CO2 binden. Grüne Infrastruktur ist aber immer auch eine Maßnahme der Klimaanpassung. Zum Beispiel kann auf Grünflächen Wasser zurückgehalten werden, das dann während eines Starkregenereignisses nicht wild abfließt und Schäden anrichtet und das zu späterem Zeitpunkt die aufgeheizte Umgebung durch Verdunstung kühlen kann.

Und mehr noch: Grüne Infrastruktur bietet sowohl in seiner strategischen Planung als auch in seiner praktischen Umsetzung die Flexibilität, mit den noch nicht abschätzbaren, zukünftigen Folgen des Klimawandels umzugehen. Sie ist also ein echtes „Pfund“ in der Steigerung der Klimaresilienz.

Kurzum: Durch die Förderung der Grünen Infrastruktur trägt der RVR dazu bei, dass die Bewohner*innen der Metropole Ruhr auch zukünftig ein gutes Leben in dieser Region werden führen können.

Versetzen wir uns ins Jahr 2027, Sie öffnen die Digitalausgabe einer Zeitung und lesen einen Bericht über die IGA Metropole Ruhr 2027. Welche Kernbotschaft transportiert der Text?

Das nächste große Ding ist da. Das Ruhrgebiet ist als Grünste Industrieregion das Vorzeige Modell. Die Welt schaut auf uns, denn alles, was wir schon jetzt ausprobieren und vorantreiben, zeigen wir dann in „voller Blüte“.

Das betrifft den Ausbau von Photovoltaik im Wohnungsbau, klimaangepasste Spiel und Erholungsflächen, urbane kleinräumige Lebensmittelproduktion im Sinne von urbanem Gärtnern, Biodiversität in Parks und Gärten usw. Wir werden auch wenn wir alle fünf Jahre älter sind, die Region sein, die jung, smart und innovativ um die Ecke kommt!