Klimadiskurs.NRW

Klimaschutz sozial gestalten!


Zur Reduktion der Treibhausgasemission bedarf es einer tiefgreifenden Wende unserer gegenwärtigen Lebens- und Wirtschaftsweise. Ziel sollte es jedoch sein, die Agenda einer ökologischen Transformation um eine soziale Komponente zu erweitern und Bewältigungsstrategien mithilfe einer sozial-ökologischen Transformation voranzutreiben, denn die ökologische sowie die soziale Frage der Zukunft ist nicht getrennt voneinander zu diskutieren. Ambitionierte Klimapolitik muss ambitionierte Sozialpolitik beinhalten.

von Andrea Büngeler (Landesgeschäftsführerin) und Felix Dornhöfer (Fachreferent für Grundsatzfragen)

Der Paritätische Wohlfahrtsverband Nordrhein-Westfalen (NRW) vereinigt unter seinem Dach, ob in ehrenamtlichen oder hauptamtlichen Strukturen, rund 3100 gemeinnützige Mitgliedsorganisationen mit mehr als 6500 Einrichtungen unterschiedlichster Dienste im Feld der Sozialen Arbeit. In Anbetracht der Zahlen kommt dem Paritätischen NRW respektive der Freien Wohlfahrtspflege insgesamt eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der Klimakrise zu. Die Arbeitsschwerpunkte des Paritätischen NRW differenzieren sich in zwei wesentlichen Bereichen aus: Der Verband ist zum einen Dienstleister gegenüber seinen Mitgliedsorganisationen hinsichtlich fachlicher, betriebswirtschaftlicher und organisatorischer Belange und zugleich sozialpolitischer Akteur in sozialanwaltschaftlicher Funktion für die Belange benachteiligter Menschen vor dem Hintergrund der verbandlichen Grundsätze wie Toleranz, Offenheit und Vielfalt. Diese Doppelfunktion macht den Paritätischen NRW – neben den weiteren Verbänden der Freie Wohlfahrtspflege – zu einem bedeutenden klimapolitischen Akteur, indem der Paritätische NRW eine Schnittstelle im Ausgleich zwischen Politik und Wirtschaft einerseits sowie Initiativen, Sozialen Diensten und Nutzer*inneninteresse andererseits ermöglicht.

Potenziale heben durch Fachwissen – und finanzielle Ressourcen

Für die Implementierung klimaschonender Maßnahmen in der Mitgliedschaft des Paritätischen NRW benötigt es jedoch die entsprechenden finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen sowie Fachwissen im Bereich des Klimaschutzes. Dabei muss auch die Freie Wohlfahrtspflege in der landesweiten Förderstruktur berücksichtigt werden. Exemplarisch lässt sich dies anhand der energieintensiven Gebäudenutzung verdeutlichen, die aufgrund eines regelrechten „Sanierungsstaus“ besonderes Reduktionspotenzial besitzt. Gerade kleine und mittlere Organisationen scheuen jedoch den bürokratischen und finanziellen Aufwand bei zumeist nur geringen Förderquoten. Hier gilt es vonseiten der Landespolitik gezielte Förderinstrumente sowie entsprechende Informationsangebote und Rahmenbedingungen für soziale gemeinnützige Organisationen zu schaffen.

Die ökologische Transformation und die Reduktion der Treibhausgasemissionen ist mit hohen Kosten für private Haushalte verbunden. In Anbetracht der vorhersehbaren steigenden Lebensunterhaltskosten gilt es einen sozialen Ausgleich zu schaffen. Das Konzept der sozial-ökologischen Transformation bietet dahingehend die Möglichkeit des sozialen Ausgleichs. Es geht einher mit der Schaffung einer sozialausgewogenen Transformation hin zu einer ökologischen Lebens- und Wirtschaftsweise. Die Teilhabe von Menschen mit unterschiedlichsten Einschränkungen und Einkommen gilt es zu fördern und deren Belange zu berücksichtigen. Bei fortschreitenden mangelnden Teilhabemöglichkeiten und einem Ausbleiben des sozialen Ausgleichs benachteiligter Gruppen besteht eine akute Gefahr der Verstetigung sozialer Missstände und der Verschärfung sozialer Ungleichheit. Mithilfe bedarfsorientierter sozialpolitischer Reformen kann diesen Entwicklungen entgegengewirkt werden. Mögliche soziale Reformen umfassen die Erhöhung der Regelsätze für Empfänger staatlicher Grundsicherungsleistungen, die Schaffung gemeinwohlorientierten und ökologischen Wohnformen mit bezahlbaren Mieten, die Schaffung eines preisgünstigen und zuverlässigen ÖPNVs sowie die Bereitstellung sozial-ökologischer Infrastruktur in urbanen und ländlichen Räumen durch die Nahversorgung von Schulen und Kitas sowie medizinischer und pflegerischer Versorgung.

Der Paritätische NRW setzt sich ein für eine Debatte auf Augenhöhe über die sozial-ökologische Zukunft des Landes Nordrhein-Westfalen, seinen Bürger*innen und der sozialen gemeinnützigen Infrastruktur.