Sozial gerechte Wärmewende: Kommunale Wärmepläne als Chance der Dekarbonisierung
Marc Herter, Oberbürgermeister der Stadt Hamm & Jan-Hendrik Bochnig, Referent im OB-Büro der Stadt Hamm
Die Wärmewende ist ein zentraler Bestandteil der Energiewende und unerlässlich, um die Klimaziele Deutschlands zu erreichen. Zwar sind die CO2-Emissionen durch das Heizen von Haushalten in Deutschland zwischen 2001 und 2021 um 12 % gesenkt worden, 2021 wurden jedoch immer noch 147 Millionen Tonnen CO2 emittiert. Die Wärmeversorgung macht nach wie vor über 50 % des gesamten Endenergieverbrauchs aus.
1. Rolle der öffentlichen Hand und kommunaler Unternehmen
Wärmeversorgung ist ein grundlegendes Bedürfnis und muss als Teil der Daseinsvorsorge betrachtet werden. In einer sozial gerechten Wärmewende darf die Verantwortung für den Umstieg auf erneuerbare Energien nicht allein den Bürgern aufgebürdet werden. Das Wärmeplanungsgesetz (WPG) schafft erstmals eine bundesweite Verpflichtung zur kommunalen Wärmeplanung, die einen klaren Rahmen der Dekarbonisierung der lokalen Wärmeversorgung aufzeigen kann. Besonders Haushalte mit geringem Einkommen können sich Investitionen in neue Heiztechnologien oder höhere Betriebskosten häufig nicht leisten und sind oft von ihrem Vermieter abhängig.
2. Diversifizierung des Wärmeangebots
Die Wärmewende erfordert Lösungen, die den unterschiedlichen Bedürfnissen und zur Verfügung stehenden Ressourcen der Bevölkerung sowie den spezifischen Gegebenheiten vor Ort gerecht werden. Eine universelle Lösung gibt es nicht – stattdessen müssen maßgeschneiderte Konzepte entwickelt werden.
- Fernwärme als Rückgrat: Der Ausbau und die Optimierung bestehender Fernwärmesysteme sind entscheidend für eine sozial gerechte Wärmewende, insbesondere in dicht besiedelten Gebieten. Durch Effizienzsteigerungen, wie eine Reduzierung der Rücklauftemperatur oder die Nutzung von Abwärme, können Fernwärmesysteme kostengünstiger und umweltfreundlicher werden. Kommunale Unternehmen spielen eine Schlüsselrolle, indem sie diese Netze planen und neue Endverbrauchergruppen integrieren, insbesondere in Quartieren mit großem Anteil an Mietwohnungen und viel preisgebundenem Wohnraum sowie sozialer Infrastruktur.
Vertreter:innen der Stadtwerke Hamm, der Hammer Gemeinnützigen Baugesellschaft (HGB) präsentieren im Januar 2023 gemeinsam mit Oberbürgermeister Marc Herter Pläne zum Fernwärmeausbau in der Stadt Hamm © Thorsten Hübner
- Quartierslösungen und Nahwärmenetze: In städtischen Gebieten, in denen Fernwärme oft nicht praktikabel ist, bieten sich Nahwärmenetze auf Quartiersebene an. Diese Netze werden von einem Anbieter betrieben und bieten eine kostengünstige, effiziente Wärmeversorgung für alle Haushalte. Kommunale Unternehmen koordinieren die Planung und den Betrieb solcher Netze und stellen sicher, dass alle Bewohner Zugang haben.
- Bürgerenergiegenossenschaften: Dezentrale Lösungen wie Bürgerenergiegenossenschaften ermöglichen es, sich gemeinsam in nachhaltigen Wärmesysteme zu organisieren. Diese Genossenschaften bieten den Vorteil einer teilhabenden Struktur und ermöglichen langfristig bezahlbare Wärme. Kommunale Unternehmen können den Aufbau solcher Genossenschaften unterstützen, etwa durch Kooperationen oder den Erwerb von Genossenschaftsanteilen.
- Private Investitionen: Einige Haushalte, insbesondere Eigenheimbesitzer, sind in der Lage, in Technologien wie Wärmepumpen oder Geothermie zu investieren. Hier sollte die öffentliche Hand durch Förderprogramme und Beratung ansetzen, um diese Haushalte zu motivieren, von den Vorteilen erneuerbarer Heizsysteme zu profitieren.
3. Der notwendige Kommunikationswandel
Die sozial gerechte Wärmewende erfordert nicht nur technologische, sondern auch kommunikative Veränderungen. Die Kommunikation sollte nicht auf Verboten oder Einschränkungen basieren, sondern klare Perspektiven für die zukünftige Wärmeversorgung aufzeigen. Es braucht transparente, langfristige Pläne, die allen Beteiligten Planungssicherheit bieten.
Fazit
Die öffentliche Hand und kommunale Unternehmen spielen eine Schlüsselrolle. Mit einer klaren Umsetzungsperspektive durch die Wärmepläne, einer Diversifizierung der Wärmeangebote für unterschiedliche Zielgruppen und einer proaktiven Kommunikation kann die Wärmewende nicht nur nachhaltig, sondern auch sozial gerecht gelingen.