MitmischenNRW – Jugendforderungen zur NRW Nachhaltigkeitsstrategie

Von Aylin Lehnert, Koordinatorin des Projektes #MitmischenNRW, Referentin Bildung für nachhaltige Entwicklung bei Germanwatch e.V.

 

115 Forderungen für die Weiterentwicklung der NRW-Nachhaltigkeitsstrategie haben Jugendliche im Partizipationsformat #MitmischenNRW erarbeitet. Diese wurden zur NRW Nachhaltigkeitstagung am 11.09.23 im Landtag vorgestellt. Welche Ideen sich darin finden, können Sie hier nachlesen.

„Ein NRW, indem ich keine Angst vor der Zukunft haben muss“ – das wünscht sich eine der TeilnehmerInnen im Partizipationsprojekt #MitmischenNRW. Sie spiegelt die Mehrheit der jungen BürgerInnen in Deutschland wider: 3 von 4 Jugendlichen sind pessimistisch, wenn sie an die Zukunft von Umwelt und Klima denken und jede zweite Person Angst vor den Folgen des Klimawandels (BMUV 2022).

Junge Menschen an der Gestaltung ihrer Zukunft zu beteiligen, ist unerlässlich und in der UN Kinderrechtskonvention in Artikel 12 festgeschrieben. Damit Jugendliche aus ganz NRW eine Plattform zum #mitmischen erhalten, wurde das partizipative Format #MitmischenNRW durch Germanwatch e.V. und den Landesjugendring NRW mit Förderung vom NRW-Umweltministerium umgesetzt.

Einen Einblick in das Projekt können Sie in unserem Video erhalten: https://www.youtube.com/watch?v=tQXHpaHJtNc

In der anstehenden Überarbeitung der NRW-Nachhaltigkeitsstrategie soll die Stimme junger MitbürgerInnen aktiv einbezogen werden. Dafür haben Engagierte aus ganz NRW zwischen 16 und 27 Jahren die Nachhaltigkeitsstrategie des Landes aus junger Perspektive überarbeitet und weiterentwickelt. Auf einer Konferenz haben sie mit Unterstützung von FachexpertInnen die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) und die NRW Nachhaltigkeitsstrategie mit ihren Forderungen ergänzt.

Überreichung der Jugendforderungen an NRW Umweltminister Oliver Krischer

Auf der NRW Nachhaltigkeitstagung im Landtag NRW am 11. September haben die Engagierten von #MitmischenNRW  115 Jugendforderungen an den NRW-Umweltminister Oliver Krischer übergeben. Die Forderungen sind den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen zugeordnet und ihnen übergeordnet sind drei Grundsatzforderungen. Es sollen Grundvoraussetzungen für ein nachhaltiges NRW geschaffen werden, etwa durch ein Verfassungsziel „Klimaschutz“ oder verschlankte Bürokratie. Die Grundpfeiler der Strategie sollen gesetzt werden, etwa durch rechtliche Bindung und die Kopplung an den Haushalt in Form eines Nachhaltigkeitshaushaltes. Und in NRW soll Jugendbeteiligung aktiv gelebt werden, etwa durch einen Jugendcheck bei Gesetzesentwürfen oder einen Jugend-Nachhaltigkeitsrat mit Vetorecht.

Die 115 Jugendforderungen zur NRW-Nachhaltigkeitsstrategie

In den Forderungen zu den einzelnen Nachhaltigkeitszielen decken die Jugendlichen ein breites Spektrum ab und haben konstruktive Vorschläge für eine soziale, ökologische und ökonomische Transformation entwickelt. Im Bereich Bildung (SDG 4) fordern sie eine Anpassung der Lehrpläne an die Lebenswirklichkeit und die sich ändernden Zukunftsherausforderungen junger Menschen, eine BAfÖG-Reform, mehr LehrerInnen und Schulsozialarbeit sowie Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung, die zu politischer Teilhabe und Engagement befähigt. Die Jugendlichen begrüßen die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre in NRW und in der EU und fordern auch deswegen einen deutlichen Ausbau der schulischen und außerschulischen politischen Bildung.

Die jungen Engagierten fordern eine paritätische Besetzung des Kabinetts (SDG 5), einen entschlosseneren Kohleausstieg (SDG 7) und eine Sustainable Finance Strategie für NRW (SDG 8). Es soll keine Förderung von E-Fuels stattfinden (SDG 7) und ein sofortiges Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen in NRW umgesetzt werden (SDG 9).

Jugendliche sollen zum 18. Lebensjahr ein Grunderbe in Form eines Jugendpasses erhalten und dieses für Kultur-, (Aus)Bildungs- und Wohnraumausgaben nutzen können (SDG 10). Es soll außerdem eine Anerkennung von Diskriminierung sowie Klimafolgen als Fluchtursache (SDG 10) angestrebt werden. Für die Umsetzung von SDG 11 (Nachhaltige Städte) fordern die Jugendlichen die Umfunktionierung öffentlicher Räume, gemeinwohlorientierte Wohnungspolitik, reduzierte Flächeninanspruchnahme (Netto 0 Ziel) sowie starken ÖPNV bei autofreien und fahrradfreundlichen Innenstädten.

Die ökologischen Forderungen umfassen einen Klimacheck für Förderprogramme, mehr finanzielle Mittel für kommunalen Klimaschutz sowie das Ziel der Klimaneutralität NRWs bis 2040 (SDG 13). Zudem die Einräumung der Grundrechte für Natur und Gewässer (SDG 14), ambitioniertere Umweltschutzziele und konkrete Ziele zum Aufhalten des Insektensterbens (SDG 15).

Die Jugendlichen begrüßen diesen Beteiligungsprozess und hoffen nun, dass die Möglichkeit des #mitmischens nicht nur in der Überarbeitung der NRW-Nachhaltigkeitsstrategie, sondern ausgeweitet auch in der bald kommenden Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie ermöglicht wird.

 

Alle 115 Forderungen können Sie hier nachlesen.