Auf dem Weg zur Mobilitätswende sind Stadtwerke die entscheidenden Treiber. Wie die Wuppertaler Stadtwerke sich mit innovativen Lösungen wie Bussen mit Wasserstoff-Antrieb und einem digitalen Abholdienst auf den Weg Richtung morgen machen, berichtet Jeannine Böhrer-Scholz, Bereichsleiterin Kommunikation und Marke bei den WSW.
Mit Wasserstoff und On-Demand Service auf dem Weg zur Mobilitätswende
Auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft haben sich die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis zum Jahr 2030 soll der CO2 Ausstoß gegenüber dem Jahr 1990 um 80 Prozentgesenkt werden. 2035 möchte die Stadt Wuppertal komplett klimaneutral werden. Dafür entwickelt sich das Unternehmen vom klassischen Energieversorger zum Anbieter erneuerbarer Energie- und umweltfreundlicher Mobilitätslösungen – und zum Wegbereiter der Energie- und der Mobilitätswende.
Zwei Schritte auf dem Weg in die Zukunft
Dabei wird es in beiden Bereichen nicht die eine große Lösung geben. Sowohl bei der Energie- als auch bei der Mobilitätswende müssen zahlreiche Räder ineinandergreifen, viele unterschiedliche Akteure zusammenarbeiten und immer wieder neue innovative Projekte auf den Weg gebracht werden, um das große Ziel zu erreichen. Zwei besonders spannende – und erfolgreiche – Projekte der WSW auf dem Weg zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Mobilität sind mit Wasserstoff angetriebene Busse und der digitale on-Demand Service Holmich! App.
Starker Antrieb für den Klimaschutz
Seit 2020 sind sie in Wuppertal unterwegs: Busse, die nicht mehr den üblichen Diesel tanken, sondern mit Wasserstoff angetrieben werden. Rein optisch unterscheiden sich die WSW-blauen Brennstoffzellenbusse im Einsatz. wenig von ihren dieselbefeuerten Kollegen. Der zentrale Unterschied kommt aus dem Auspuff, der Wasserstoffbus produziert weder Stickoxid noch CO2. Die Busse stoßen stattdessen reinen Wasserdampf aus. Im Bus wird der Wasserstoff in einer Brennstoffzelle in Strom umgewandelt. Der Strom treibt den Elektromotor an, der genug PS auf die Straße bringt, um auch die steilsten Wuppertaler Straßen zu bewältigen.
Das Besondere am sogenannten Wuppertaler Modell: Der benötigte Wasserstoff wird im konzerneigenen Müllheizkraftwerk der AWG Abfallwirtschaftsgesellschaft mbH Wuppertal selbst produziert, ein weltweit einmaliges Projekt. Dafür wurde gleich neben dem Kraftwerk ein Elektrolyseur inklusive Wasserstofftankstelle errichtet. Bei der Elektrolyse wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespaltet, die Energie zur Aufspaltung des Wassers kommt aus dem Strom, der bei der Müllverbrennung erzeugt wird.
Bilanz nach rund drei Jahren im Betrieb: Das Modell hat sich zu 100 Prozent bewährt. „Nicht nur die Busse, sondern das gesamte Betriebskonzept mit der Wasserstoffproduktion und der Betankungsanlage bei der AWG haben unsere Erwartungen vollauf erfüllt“, so WSW Mobil Geschäftsführerin Sabine Schnake. Also wird das Angebot weiter ausgebaut: Nach der ersten Lieferung von zehn Bussen 2020 wurde die Flotte aufgrund der positiven Erfahrungen bereits 2021 um weitere zehn Fahrzeuge erweitert. Ende dieses Jahres werden 52 Fahrzeuge in Wuppertal eingesetzt werden.
App in die Zukunft
2020 als Teil des Forschungsprojekts „Bergisch Smart“ gestartet ist der digitale On-Demand Service der WSW, die sogenannte Holmich! App. Inzwischen sind die himmelblauen elektrischen London Cabs, die durch die Stadt fahren und die Wuppertalerinnen und Wuppertaler da abholen wo sie sind, ein vertrauter Anblick im Wuppertaler Straßenverkehr.
Das Angebot ist vollständig digital, alles läuft über die Hol mich! App, die die Nutzerinnen und Nutzer auf ihr Smartphone laden. Über die App können die Kunden sehen, wo die WSW Cabs gerade unterwegs sind. Wird ein Fahrtwunsch angemeldet, erhält man eine Info über die Ankunftszeit des Fahrzeugs. Im Hintergrund berechnet ein Algorithmus je nach Fahrgastaufkommen, gewünschten Zielen und verfügbaren Fahrzeugen die günstigste Route mit den entsprechenden Haltepunkten.
Und auch dieses Projekt läuft überaus erfolgreich: Nach dem Auslaufen der Anschubförderung im Rahmen des Forschungsprojekts haben die Stadtwerke den Abholservice in den vergangenen zwei Jahren selbst finanziert und setzen ihn nun weiter fort: „Wir sind von dem Angebot überzeugt und die Nutzerzahlen zeigen klar, dass es einen Bedarf dafür gibt“, so WSW mobil-Geschäftsführerin Sabine Schnake.
Wegbereiter der Mobilitätswende
Für die Wuppertaler Stadtwerke sind beide Projekte entscheidende Schritte auf dem Weg zu Mobilitätswende und Klimaneutralität. Und sowohl das Wasserstoffmodell als auch der On-Demand Service zeigen, dass es für die Mobilität der Zukunft nicht den einen großen Wurf braucht, sondern das Zusammenspiel vieler innovativer Lösungen – und den Antrieb, außerhalb der Box zu denken und immer wieder neue Wege zu gehen.
Weitere Informationen finden sie unter www.wsw-online.de.
Über die Autorin
Jeannine Böhrer-Scholz leitet seit Januar 2022 den Stabsstellenbereich Kommunikation und Marke der Wuppertaler Stadtwerke (WSW). Zuletzt verantwortete sie bei Royal FrieslandCampina, einem der weltweit größten Molkereiunternehmen (unter anderem mit den Marken TUFFI und Landliebe), die Unternehmenskommunikation für Deutschland. Davor war sie knapp zehn Jahre lang als Pressesprecherin für TNT Post Deutschland (seit 2014 Postcon) tätig, wo sie die Abteilung „Unternehmenskommunikation“ aufbaute und leitete. Von 2002 bis 2009 arbeitete sie als PR-Beraterin und Teamleiterin in Agenturen in Stuttgart und Mülheim an der Ruhr.
Böhrer-Scholz studierte an den Universitäten Tübingen (Deutschland), Aix-en-Provence (Frankreich) und Montréal (Kanada) und absolvierte ihre journalistische Ausbildung an der Berliner Henri-Nannen-Schule.