Der Weg zur klimaneutralen Energieversorgung in Dortmund: Gemeinsam schaffen wollen

Philipp Hoicke, Referent Stakeholdermanagement, DEW21 & Dr. Ruben Schauer, Umweltamt der Stadt Dortmund

Dortmund hat mit dem im September vorgelegten Zielszenario des Energienutzungsplans einen wichtigen Grundstein für eine klimaneutrale Energieversorgung gelegt. Gemeinsam mit der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) und weiteren lokalen Akteur*innen entwickelt die Stadt passgenaue Lösungen für eine nachhaltige Wärme- und Stromversorgung. Vom Einsatz industrieller Abwärme bis zum Aufbau von Nahwärmelösungen: Der „Dortmunder Weg“ setzt auf Kooperation und Innovation, um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern.

Erfolgsfaktoren des „Dortmunder Wegs“

Zur Koordinierung der Energiewende hat die Stadt Dortmund frühzeitig einen Energienutzungsplan (ENP) erstellt. Ziel war es, eine gemeinsame Entscheidungsgrundlage für die Stadtverwaltung, Politik, Versorgungsbetriebe und Gebäudeeigentümer*innen zu schaffen und um Synergien zwischen verschiedenen Akteur*innen zu ermöglichen. Der Plan legt den Fokus auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung, da rund die Hälfte der Treibhausgasemissionen in Dortmund aus diesem Bereich stammen.

Ein zentraler Erfolgsfaktor ist die enge Zusammenarbeit zwischen der Stadt Dortmund und der DEW21. Letztere hat sich durch den Zusammenschluss in einem Projektkonsortium mit der Netzbetreiberin DONETZ, dem kommunalen Datenkompetenzzentrum DoData sowie der Freiburger greenventory GmbH eine breit aufgestellte Expertise gesichert. So brachte die DONETZ eine für das Dortmunder Netzgebiet parallel erstellte „integrierte Zielnetzplanung“ ein, während greenventory den bereits erprobten digitalen Zwilling stets weiter entwickelte. Dieser ist Dreh- und Angelpunkt der umfangreichen und datenbasierten Analyse und verknüpft Energieverbräuche, Netzverläufe, 3D-Gebäudedaten und sozioökonomische Studien miteinander. Neben einer rein technischen Analyse ist es so möglich, verschiedene Szenarien zu simulieren und damit langfristig tragfähige Entscheidungen zu treffen.

Zusammenarbeit mit der lokalen Wirtschaft

Ein weiterer Erfolgsfaktor war der breit angelegte Stakeholderprozess, um die Bedürfnisse der Wirtschaft zu berücksichtigen und somit noch besser auf Dortmund maßzuschneidern. Über 300 Unternehmen, darunter große Industriebetriebe, wurden zur Abschätzung ihrer Abwärmepotenziale und künftigen Energiebedarfe eingebunden. Diese Zusammenarbeit half, die Bedarfsentwicklung besser abzuschätzen und vor allem die Potenziale industrieller Abwärme in den ENP zu integrieren. Auch Daten von lokal aktiven Wohnungsunternehmen flossen in die Planungen ein.

Bild 2: Beispielhaftes Wärmenetz-Prüfgebiet mit möglichen Ankerkunden, benachbartem Bestandsnetz und potenziellen Abwärmequellen.

Ergebnisse

Eine zentrale Erkenntnis war das enorme Sanierungspotenzial: 59 % der Dortmunder Wohngebäude sind energetisch ineffizient (Klasse F oder schlechter). Die Analyse zeigt, wo diese Gebäude verteilt sind. So können die Stadt oder das Handwerk passgenauere Angebote an die Eigentümer*innen richten.

Das Zielszenario sieht vor, dass Dortmund bis 2035 klimaneutral mit Wärme versorgt wird. Es wurden Prüfgebiete identifiziert, die sich besonders gut für den Ausbau von Wärmenetzen eignen. Das Potenzial in der dicht besiedelten Stadt ist beachtlich: Bei einer Anschlussquote von 70 % in den Prüfgebieten, könnte etwa die Hälfte des Wärmebedarfs leitungsgebunden gedeckt werden. In den übrigen Gebieten sollten eher dezentrale Lösungen wie Wärmepumpen und Biomasseheizungen eingesetzt werden.

Ausblick und weitere Schritte

Die Ergebnisse wurden dem Rat im September vorgelegt und dienen nun als Grundlage für die gesetzlich geforderte kommunale Wärmeplanung.

Durch die kontinuierliche Anpassung und Verfeinerung des ENP in den kommenden Jahren hat Dortmund ein nie dagewesenes Instrumentarium, um die Herausforderungen der Energiewende strategisch angehen zu können. Die Einbindung der sozialen und wirtschaftlichen Aspekte hilft, so realitätsnah wie möglich arbeiten zu können.

Dank der frühzeitigen Entwicklung des ENP hat Dortmund einen klaren Vorsprung auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt.

Bild 1: Übersicht Zielszenario ENP / Darstellung möglicher Wärmeversorgungsgebiete in Dortmund