Friederike Behrends ist seit Januar 2022 Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Postcode Lotterie.
5 Fragen an… Friederike Behrends
KlimaDiskurs.NRW: Frau Behrends, die Deutsche Postcode Lotterie fördert insbesondere Projekte mit dem Ziel einer gerechteren und nachhaltigeren Welt. Welche Rolle spielt der Klimawandel und seine Auswirkungen auch aus dieser Perspektive?
Die Deutsche Postcode Lotterie fördert seit ihrem Start im Jahr 2016 bundesweit tausende Projekte für Mensch und Natur mit dem Ziel, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Die Folgen des Klimawandels fordern unsere Gesellschaft heraus und machen deutlich, dass wir nur zusammen wirklich etwas bewegen können – und wir leisten unseren Beitrag hierfür. Wir gehören zu den größten Soziallotterien in Deutschland, und Klima- und Umweltschutz haben wir zu einem unserer Förderschwerpunkte gemacht. Unsere Förderphilosophie besteht aus dem Antrieb, einen Beitrag zu einer nachhaltigeren und besseren Welt zu leisten. Dies spiegelt sich wider bei den von uns unterstützen Projekten, Partnern, aber auch bei unseren Mitarbeitenden und der gesamten Organisation. Wir achten sehr auf Nachhaltigkeit und packen selbst mit an, wie beispielsweise beim RhineCleanUp.
Sie haben seit 2016 mehr als 4400 Projekte unterstützt. Welche „Megatrends“ beobachten Sie, die von den durch Sie unterstützen Akteuren bearbeitet werden?
Klima- und Umweltschutz ist sicherlich eines der zentralen Themen. Wir beobachten in diesem Förderbereich eine stetig steigende Zahl von Förderanträgen, die sich mitunter auf andere Bereiche wie Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit auswirkt. Auf der einen Seite ist es sehr schön zu sehen, dass wir immer mehr Umweltprojekte fördern können, auf der anderen Seite zeigt es, dass der Bedarf wächst. Darüber hinaus sind in den vergangenen Jahren noch ein paar weitere Themen stärker in den Vordergrund gerückt: Armutsbekämpfung oder Ungleichheiten in der Gesellschaft sind durch Corona-Pandemie und Auswirkungen von Kriegen und Inflation noch spürbarer geworden. So hat zudem die Corona-Pandemie durch verstärkte Isolation und Rückzug ihre Spuren hinterlassen. Soziale Strukturen und das Miteinander müssen teilweise neu gedacht, erlebt und eingeführt werden. Auswirkungen von Flucht und antidemokratischen Strömungen sind ebenfalls zentrale Themen, die uns weiter beschäftigen werden.
Was unsere Arbeit so besonders und erfüllend macht, ist zu erfahren, wie viel Engagement, Herzblut, Miteinander und Ideenreichtum überall vorhanden ist. Genau das wollen wir zeigen und unterstützen, denn nur zusammen verändern wir die Welt! Das ist der Grundgedanke unseres Mottos „Zusammen gewinnen. Zusammen helfen.“ Wenn jemand gewinnt, gewinnen beim großen Monatsgewinn alle Teilnehmer*innen in der dazugehörigen Postleitzahl. Wir veranstalten dann eine Party, bei der alle Gewinner*innen, die Nachbarschaft und geförderte Organisationen aus der Nähe eingeladen werden, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und zu zeigen, welche großartigen Projekte sie mit ihren Losen vor Ort unterstützt haben. Das sind für uns alle immer sehr bewegende Momente.
Welche Instrumente haben sich in Ihrer Erfahrung als wirksam erwiesen, diese Herausforderungen zu bearbeiten?
Durch unsere vielfältigen und breit gefächerten Förderungen haben wir einen guten Überblick über gesamtgesellschaftliche Entwicklungen. Wir unterstützen große und kleine Organisationen. Gleichzeitig versuchen wir, unsere Förderpartner untereinander zu vernetzen, sodass sie Synergien nutzen können. Damit können wir alle zusammen den Impact vergrößern. So unterstützen wir beispielsweise Fluss-Renaturierungsprojekte in ganz Deutschland, um Flüssen ihren natürlich Raum zurückzugeben und den Hochwasserschutz zu verbessern. Darüber hinaus helfen wir flexibel und unbürokratisch bei Krisen. Jüngst haben wir im von der Flutkatastrophe hart getroffenen Ahrtal einer Organisation einen großen Scheck überreicht. Sie arbeitet mit viel Engagement daran, die Notversorgung sicherzustellen und beim Wiederaufbau zu helfen. Wir sind im engen Austausch mit unseren Partnerorganisationen und sprechen mit vielen regelmäßig. Wir unterstützen zudem einige ausgewählte internationale Projekte, wie unter anderem in Afghanistan oder Afrika. Denn die Herausforderungen, gerade was den Klimawandel und Umweltschutz betrifft, machen ja nicht Halt an Landesgrenzen. Im Übrigen ist die Deutsche Postcode Lotterie ein eigenständiges, gemeinnütziges Unternehmen und gleichzeitig Teil der sogenannten Postcode Lottery Group. Postcode Lotterien gibt es in den Niederlanden, Großbritannien, Schweden und Norwegen. Zusammen gehören wir mit bisher über zwölf Milliarden Euro zu den drei größten Fördergeldgebern weltweit.
KlimaDiskurs.NRW bietet die Plattform für offenen Diskurs auf Augenhöhe und schafft den Raum für Zusammenarbeit zwischen ganz unterschiedlichen Akteuren – stets vor dem Hintergrund unseres Doppelziels, das Klima zu schützen und den Wirtschafts- & Industriestandort NRW zu stärken. Welche Chancen liegen aus Perspektive der Deutschen Postcode Lotterie in diesem Ansatz?
Klima- und Umweltschutz kann nicht allein gedacht werden. Die Einbeziehung von unterschiedlichen Akteuren ist daher wichtig und notwendig, um eine möglichst breite Akzeptanz zu schaffen, Zusammenhänge zu erklären und die Menschen mit einzubeziehen. Deshalb ist dieser Ansatz wichtig und absolut unterstützenswert. Klimaschutz kann nur nachhaltig und langfristig funktionieren, wenn auch die Wirtschaft mit einbezogen wird und daraus Geschäftsmodelle entstehen. Standortfragen sollten bei den Überlegungen unbedingt mit miteinbezogen werden.
KlimaDiskurs.NRW wird im Rahmen der Projektförderung auch gezielt Jugend einbinden. Wir haben schon über Megatrends und Herausforderungen gesprochen – die Auswirkungen der heutigen Krisen und das, was wir gesellschaftlich nicht gelöst bekommen, wird die junge Generation in vollem Umfang zu spüren bekommen. Wie beurteilen Sie die Rolle und Einbindung junger Menschen aktuell mit Blick auf die damit verbundenen Fragen?
Der Klimawandel ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die nicht nur durch die heutige, sondern vor allem die nächste Generation beantwortet werden muss. Es bedarf nachhaltiger und langfristiger Antworten. Ein Konsens von einem großen Teil der Gesellschaft ist zwingend, dabei sollten insbesondere junge Menschen mit einbezogen werden, denn sie schaffen mit ihren Antworten oftmals einen frischen Perspektivwechsel. Ein anschließend offen geführter Diskurs ist elementar. Allerdings müssen auf den Diskurs dann auch Taten folgen, denn sonst geht Vertrauen in die Machbarkeit der derzeitigen Gesellschaft verloren und führt zu weiteren Spaltungen.