Klimadiskurs.NRW

Klimaschutz und Klimaanpassung in Kommunen


am 04.11.21 von Detlef Raphael gepostet

Städte und Gemeinde müssen angesichts der Klimafolgen zugleich resilienter gegen Extremwetterereignisse werden und die Lebensqualität erhalten. Das gelingt, wenn alle staatlichen Ebenen zusammenarbeiten und alle Akteure vor Ort mitziehen.

Ein Beitrag von Detlef Raphael

Klimaschutz und Klimaanpassung sind zentrale Herausforderungen unserer Zeit. Sie sind eine Verpflichtung der jetzigen Generation, das ökologische Gleichgewicht des Planeten zu bewahren. Der Weg zur Klimaneutralität ist unumgänglich. Immer mehr Kommunen haben Beschlüsse zur Klimaneutralität gefasst, um ihren Teil der Verpflichtung vor dem Jahr 2045 zu erfüllen. Zugleich müssen wir die Lebensqualität unserer Städte und Gemeinden erhalten und sie resilienter gestalten. Extremwetter mit Hochwasser und Starkregen, Orkane und Hitzeperioden werden zunehmen. Wir werden diese Herausforderungen nur meistern, wenn wir Klimaschutz und Klimaanpassung gemeinsam denken und als gesamtgesellschaftliche Aufgabe anpacken.

Die Kommunen haben Konzepte – für deren Umsetzung brauchen sie Geld

Eine Umfrage des Umweltbundesamts unter den größeren Mitgliedsstädten des Deutschen Städtetages hat 2018 ergeben, dass fast alle Städte mittlerweile über Konzepte und Programme zur Klimaanpassung verfügen und zumindest einen Teil der geplanten Maßnahmen auch umsetzen. Die Konzepte beziehen sich entweder auf das gesamte Stadtgebiet, einzelne Stadtquartiere oder definieren besonders belastete Bereiche. Mit der Verabschiedung der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel im Jahr 2008 hat der Bund konkrete Maßnahmen an den Klimawandel vorgelegt. Es ist erfreulich, dass der Landtag Nordrhein-Westfalen als erster ein Klimaanpassungsgesetz verabschiedet hat und das Landesumweltministerium – ebenso wie jetzt das Bundesumweltministerium – das DIFU damit beauftragt hat, die Kommunen bei ihren Vorhaben zur Klimaanpassung zu beraten: https://www.zentrum-klimaanpassung.de/. Jetzt fehlt es nur noch an einer deutlich aufgestockten finanziellen Unterstützung von Bund und Land.

Von Gesundheitspolitik bis Artenschutz

Der Deutsche Städtetag hatte bereits im Jahr 2012 eine erste Handreichung „Anpassung an den Klimawandel in den Städten“ vorgelegt und im Jahr 2019 überarbeitet. Darin werden Handlungsempfehlungen für alle, von der Klimafolgenanpassung betroffenen Aufgabenbereiche vorgestellt: Angefangen von der lokalen Gesundheitspolitik, über den Katastrophenschutz bis hin zur Verkehrspolitik und den Artenschutz. Viele Städte erstellen bereits Klimaanpassungs- und Hochwasserkonzepte, beugen Starkregenereignissen vor und treffen Vorsorge für Hitzeperioden. Sie ergreifen innovative Lösungen zur Verbesserung des Mikroklimas über Dachbegrünungen, auch in Kombination mit Photovoltaikanlagen, sichern Kalt- und Frischluftproduktionsflächen sowie -austauschbahnen innerhalb des Stadtgebietes, erhalten oder erweitern Grünräume sowohl als Retentions- und Überflutungsflächen als auch zum Hitzeausgleich. Immer mehr Städte entwickeln sich somit zu sogenannten Schwammstädten mit intelligentem Niederschlagswassermanagement. Zudem treiben die Kommunen das klimagerechte Bauen und die energetische Quartiersanierung vor allem ihrer Liegenschaften voran.

Stadtentwicklung plant für Jahrzehnte

Klimaschutz und Klimaanpassung sind zwei gleichberechtigte Seiten einer Medaille der klimagerechten Stadtentwicklung. Sie sind die Grundlage für eine zukunftsfeste, nachhaltige und resiliente Stadt, die den Menschen eine hohe Lebensqualität sichert. Kommunale Planungen und bauliche Maßnahmen sind auf eine Lebensdauer von vielen Jahrzehnten ausgelegt. Deshalb sind Ressort übergreifende und kooperative Arbeitsstrukturen auf allen Ebenen des Staates notwendig. Zudem bedarf es eines intensiven Dialogs mit den Bürgerinnen und Bürgern, um diese für Eigenvorsorge und Veränderungen der Stadt zu sensibilisieren. Viele Maßnahmen werden nur dann erfolgreich sein, wenn alle Akteure mitziehen, die zur Lebensqualität und Daseinsvorsorge vor Ort Beiträge leisten. 

Detlef Raphael ist Beigeordneter des Deutschen Städtetages und des Städtetages NRW und Mitglied im Vorstand von KlimaDiskurs.NRW.

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